Eine kleine Geschichte des Räucherns

Das Räucher-Ritual ist auch heute noch, wie seit uralten Zeiten, ein faszinierendes Erlebnis.
Edle Substanzen wie Hölzer, Harze und Kräuter werden beim Verbrennen umgewandelt in Rauch, der die Essenz auf eine feinstoffliche Ebene trägt. Der Sinn des Räucherns war und ist es, über den Rauch unser irdisches Denken mit der Wahrnehmung von feinstofflichen, unsichtbaren Sphären zu verbinden.

Über die sich sanft kräuselnde Rauchsäule kommen wir zur Ruhe und schöpfen neue Kräfte für die Seele..
Räucher-Rituale, aber auch das bewährte Räuchern für religiöse oder auch magische Zwecke finden sich überall auf unserem Planeten. So ist es nicht verwunderlich, daß Räuchern ein kultur-rund grenzüberschreitendes Phänomen ist.

So wird schon seit Jahrtausenden in den meisten Kulturen Weihrauch (Olibanum) als der Rauch der Götter oder als die Nahrung der Götter angesehen.

Gründe zum Räuchern gibt es viele. Manche Mischungen – reine Harze werden einfach geräuchert, weil sie schön duften und die Luft reinigen. Andere Räucherungen werden auf Grund ihrer pharmakologischen oder auch wegen ihrer psychoaktiven Wirkung angewendet.

Bis heute halten sich aber die sogenannten Räucher-Rituale.

Hier werden bestimmte Harze oder auch Kräutermischungen wegen ihrer magischen Wirkung verbrannt. Es soll eine Verbesserung der Visualisation mit Hilfe der richtigen Mischung erreicht werden. Nicht zuletzt haben eine Vielzahl der Harze, Kräuter und Hölzer auch eine erotisierende Wirkung.

So wurde im Laufe der Zeit, die Liste der Räucherstoffe mit Ihren dazugehörenden Wirkungen auf Körper, Geist und Seele immer umfangreicher. Eindeutig überliefert ist, daß sowohl Griechen als auch Römer ihren Göttern und den Planeten ganz bestimmte Räucherungen und Düfte zuschrieben.

Eine Hochphase der magischen Räucherung, welche auch Planetenräucherungen genannt wurden, gab es während der Renaissance. Hier wurden viele Rezepte für diese Art der magischen Räucher-Rituale entwickelt. Dieses alte Wissen machte sich der Okkultismus zunutze, der die Art der Räucherungen und der Rituale verfeinerte.

Räucherstoffe und deren Gebrauch finden sich in der indischen, der orientalischen und der amerikanischen Kultur. Während diese sich immer wieder gegenseitig beeinflusst haben, hat sich die indianische Räucherkultur eigenständig entwickelt.

Räucherzeremonien und Rituale wurden schon in der Steinzeit, auf speziell dafür vorgesehenen Altären abgehalten. Diese hatten meist den Sinn, die Götter gnädig zu stimmen. Schließlich brachten sie dem Menschen das Feuer und sein Rauch stieg empor zum Himmel, zum Wohnsitz der Götter. Mit der Hilfe des aufsteigenden Rauches wurden den Göttern Botschaften überbracht. Je nach verwendetem Räuchermaterial (Hölzer, Kräuter und auch damals schon Baumharze) war auch die dementsprechende Botschaft.

Die bisher bekannten ältesten Schriften über den Gebrauch von Räucherungen mit Weihrauch als Opfergabe stammen aus dem Gilgamensch Epos. Dieses wohl älteste mythische Werk der Menschen entstand in Babylon. Dort heißt es unter anderem:

“Ich, Utnapistim (der Urmensch, der die Menschheit, Tier- und Pflanzenwelt vor der Sintflut rettete) führte ein Räucheropfer aus auf dem Gipfel des Berges. Sieben … Gefäße stelle ich aus und schüttete in ihre Schalen Rohr, Zedernholz und Myrte. Die Götter rochen den süßen Duft…”

Die Völker der Antike bemerkten, daß bestimmte Bäume »weinen«, wenn ihre Rinde verletzt wird. An den Schnittstellen quellen die »Tränen« heraus, erstarren am Holz und hinterlassen ein bleibendes Zeichen von Trauer. Gleichzeitig heilt sich der Baum selbst damit, und man nahm diese Naturbeobachtung zum Anlaß für die Mythologie der Heilkraft des Harzes. Die Bäume und Sträucher, die weinen konnten, wurden als Menschen, Nymphen oder Götter gedeutet, die aufgrund bestimmter Geschehnisse in harztriefende Gewächse verwandelt worden waren.

Die Griechen und Römer hatten viele Sagen von Jungfrauen, Nymphen und Göttinnen, die in aromatische Bäume, Sträucher, Kräuter oder Blumen verwandelt wurden. Weil diese Metamorphosen meist mit traurigen Ereignissen verknüpft waren, sah man in dem hervorquellenden Harz die Tränen jener Opfer. Viele Räucherstoffe, wie Kiefer, Bernstein, Myrte, Lorbeer, Myrrhe und Mohn waren mit solchen Geschichten verbunden. Ähnliche Mythen gab es im alten Ägypten.

Die ältesten Duftstoffe, die man damals in Mesopotamien verwendete, waren Harze wie Myrrhe und Weihrauch (Olibanum), die man leicht gewinnen und aufbewahren konnte. Später kamen verschiedene weitere Duftstoffe dazu, die aus reinem Pflanzenmaterial hergestellt wurden oder tierischer Herkunft waren.

Die alten Hochkulturen der Perser, Ägypter, Araber, Griechen und Babylonier verwendeten in ihren religiösen Zeremonien große Mengen von Weihrauch und anderen aromatischen Harzen und Hölzern, die sie auf großen Altären unter freiem Himmel verbrannten. Weihrauch wurde nicht nur bei Gottesdiensten, sondern auch bei Gottesgerichten verwendet, da man seinem Duft eine beruhigende Wirkung zuschrieb.

Der Bedarf der alten Ägypter an den wohlduftenden Harzen war enorm und konnte kaum gedeckt werden. Deshalb wurde in der Zeit der 18. Dynastie im Auftrag von Königin Hatshepsut eine Expedition nach Ostafrika geschickt, um lebende Weihrauchbäume zurückzubringen. Wie erfolgreich die Expedition tatsächlich war, läßt sich nicht genau sagen. Sicher ist, daß in manchen Tempeln (z.B. im Amun-Tempel von Theben) Weihrauchbäume erfolgreich angepflanzt worden waren.

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